Allerheiligen 2014
Nach dem Festgottesdienst in der Billeder Kirche zelebrierte Pfarrer Bonaventura Dumea eine Totengedenkfeier auf dem Neugässer Friedhof. Das milde und windstille Wetter ermöglichte auf den Billeder Friedhöfen erneut ein leuchtendes Kerzenmeer. Neben Katholiken hatten sich auch viele Dorfbewohner orthodoxen Glaubens zum Kerzenzünden eingefunden.
Karlsruhe
Totengedenkfeier am Billeder Denkmal in Karlsruhe, Ablauf: - Glockengeläut - Gesangsumrahmung durch den Chor der Banater Schwaben Karlsruhe - Ansprache von Josef Klein (HOG Lovrin) - Gedichtvortrag von Heidi Müller - Statistik der verstorbenen Billeder von Josef Herbst - Gemeinsames Beten mit Elisabeth Luckhaub.
Ansprache von Josef Klein am Denkmal der Billeder in Karlsruhe
Liebe Landsleute,
ich begrüße Euch alle, die Ihr zu unserer gemeinsamen Gedenkfeier gekommen seid.
Ich bedanke mich bei Werner Gilde und dem Kreisverband Karlsruhe der Landsmannschaft der Banater Schwaben, dass ich im Namen der HOG Lowrin die Möglichkeit habe heute, an Allerheiligen 2014 am Billeder Gedenkstein auf dem Hauptfriedhof in Karlsruhe einige Gedanken mit Ihnen teilen zu können.
Wieder ist ein Jahr vergangen und der erste November, der Tag an dem die Katholiken ihrer Toten gedenken ist wieder da.
Die Banater Schwaben haben ihre Toten immer sehr verehrt und deren Grabstätten gepflegt, nicht nur zu Allerheiligen sondern das ganze Jahr hindurch.
Ich erinnere mich an meine Kindheit als ich mit meiner Oma und meiner Mutter auf den Friedhof von Lowrin mitgehen durfte um das Grab für Allerheiligen zu schmücken.
Es wurden hunderte von Chrysanthemen, meist weiße, zum Grabschmuck verwendet.
Das ganze Grab wurde mit Kerzen umsäumt. Jeder wollte das schönste Grab haben.
War das Familiengrab zufriedenstellend geschmückt, wurde noch auf das eine oder andere Grab, auf das niemand mehr eine Blume niederlegte, ein Sträußchen niedergelegt und eine Kerze angezündet.
Auf dem Heimweg wurde noch ein Blumenstrauß am Kriegerdenkmal neben der Kirche niedergelegt.
Am Abend des ersten Novembers verwandelte sich der Friedhof in ein Blumen- und Lichtermeer.
Manchmal durfte ich auch in den Glockenturm unserer Kirche steigen. War das ein Ausblick. Man sah das Licht der Kerzen aus allen umliegenden Ortschaften. Dies fand ich damals sehr schön, wenn ich als Kind den Sinn auch nicht verstanden habe.
Heute weiß ich, warum wir damals unsere Gräber so schön geschmückt haben und warum wir den Blumenstrauß am Kriegerdenkmal niedergelegt haben.
Heute stehen wir hier am „Billeder Kreuz“ Es steht für alle gesetzten und auch ungesetzten Kreuze der Banater Schwaben auf der ganzen Welt.
Wir gedenken heute unserer verstorbenen Eltern, Großeltern, Verwandten, Bekannten und Freunde auf den Friedhöfen der alten Heimat, der neuen Heimat aber auch an diejenigen die wir nicht gekannt haben und die nie ein Kreuz gehabt haben und auf deren Grab nie jemand eine Blume niedergelegt oder eine Kerze angezündet hat.
Wir gedenken der Opfer der beiden Weltkriege. Wir gedenken der Menschen die in den russischen Lagern als Zwangsarbeiter verstorben sind.
Wir gedenken der Opfer der Baragandeportation. Durch unsere Erinnerung an unsere Toten, bleiben sie lebendig. Verlassen tun sie uns erst dann wenn wir nicht mehr an sie denken und darum sollten wir diese Tradition des Gedenkens an unsere Kinder und Enkelkinder weitergeben damit niemand in Vergessenheit gerät.
Heimatsortsgemeinschaften geben sich große Mühe die Friedhöfe in der alten Heimat zu erhalten.
Dies gelingt aber nur wenn wir alle gewollt sind, dies zu unterstützen. An jedem von uns liegt es, dass die Zeit die Spuren unserer Ahnen, den Banater Schwaben, nicht verwischt.
Vor nicht allzu langer Zeit war ich zu Allerheiligen auf zwei Friedhöfen in der alten Heimat.
Vom Blumenmeer von einst war nichts zu sehen. Auf den wenigsten Gräbern hat man einen Blumenkranz niedergelegt. Kerzen brannten noch weniger.
An den Gedenkfeiern haben zehn beziehungsweise fünfzehn Menschen teilgenommen und dennoch war ein Hauch von Ehrfurcht zu spüren.
Es wurden Erinnerungen ausgetauscht, es wurde über die beiden Weltkriege gesprochen, über gemeinsame Bekanntschaften über Nachbarn, Freunde und über vieles mehr.
Heute stehen wir hier am „Billeder Kreuz“, stellvertretend für alle Banater Kreuze, und zünden unsere Kerzen an, als Ausdruck unserer Verbundenheit, legen Blumen nieder und verharren in stillem Gebet.
Viele unserer Landsleute haben in der neuen Heimat noch kein Grab an das sie gehen können. Darum kommen sie zum „Billeder Kreuz“ und gedenken ihrer Toten aus der alten Heimat und derer die fern der Heimat durch Unrecht und Gewalt, bei Flucht und Vertreibung ihr Leben gelassen haben.
Herr, gib ihnen die ewige Ruhe, lass sie ruhen in Frieden.
Schließen möchte ich mit ein paar Versen aus „Unser heiligstes Erbe“:
Schlummert sanft, ihr Hingeschied'nen, Gott schenk euch die ew'ge Ruh'!
Über euren Gräbern leuchte auch das ew'ge Licht dazu.
Ruhet süss, leicht sei die Erde, über eurer stillen Gruft;
bis der Herr zum neuen Leben, euch ihr Hingeschied'nen, ruft.
Schlummert sanft ihr Väter, Mütter, schlafet süß in eurem Grab!
Mancher Kinder heiße Träne, fließt als Tau zu euch hinab.
Ruht auch sanft ihr Brüder, Schwestern, die uns treu geliebet hier,
Gott im Himmel schenke liebend, seine Gnade euch dafür!
Schlummert alle, alle sanfte, die geliebet unser Herz,
Treue Freunde, Kameraden, ruhet aus von Leid und Schmerz!
Ruhet süss, wir seh 'n uns wieder, einst im bessern Vaterland!
Ja, dorthin wird uns einst führen, unser's guten Gottes Hand.
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