Allerheiligen 2022 in Karlsruhe und Billed
Abbildung oben: Auf dem Neugässer Friedhof in Billed am 1. November 2022
Programmablauf an Allerheiligen auf dem Hauptfriehof in Karlsruhe
Glockengeläut (Billeder Kirchenglocken)
Chor der Banater Schwaben Karlsruhe: Wohin soll ich mich wenden
Ansprache von Werner Wolf, Vorsitzender der HOG Triebswetter
Gedicht vorgetragen von Gerlinde Gilde
Chor der Banater Schwaben Karlsruhe: Näher mein Gott zu dir
Vorlesung der Verstorbenen von Werner Tobias
Chor der Banater Schwaben Karlsruhe: Ich bete an die Macht der Liebe
Gemeinsames Beten mit Elisabeth Luckhaub
Chor der Banater Schwaben Karlsruhe: Glocken der Heimat
Gedenkrede von Werner Wolf
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Landsleute,
„Der Tod ordnet die Welt neu.
Scheinbar hat sich nichts verändert,
und doch ist alles anders geworden.“
Mit diesen Worten möchte ich Sie hier auf dem Hauptfriedhof in Karlsruhe begrüßen und danke Ihnen allen, dass Sie heute zu
Allerheiligen, zum „Billeder Kreuz“ die Gedenkstätte der Billeder Landsleute gekommen sind. Es ist zur Tradition geworden, dass man hier an dieser Stelle die Ahnen ehrt, sich an deren und das eigene Schicksal erinnert und hier das alte Dorfbild wieder aufleben lässt. Heute zu Allerheiligen möchten wir an dieser Stätte, traditionell, wie viele Menschen seit Jahrhunderten in großen Teilen der Welt das Andenken der Verstorbenen gedenken und Grablichter auf den Gräbern entzünden.
Allerheiligen ist ein sehr alter katholischer Feiertag. Er geht auf einen Gedenktag zu Ehren aller heiligen Märtyrer im vierten Jahrhundert zurück. Lange gedachte man der Menschen, die für den christlichen Glauben ihr Leben ließen, am ersten Sonntag nach Pfingsten. Erst im achten Jahrhundert wurde der Festtag auf alle Heiligen ausgedehnt.
Offizieller Feiertag ist Allerheiligen in Deutschland seit 835. Im 16. Jahrhundert verschob man das Fest auf den Herbst. Seit dieser Zusammenlegung mit Allerseelen ist Allerheiligen noch populärer.
Bis heute hat sich der Charakter der beiden kirchlichen Feiertage deutlich gewandelt. Noch immer hält die katholische Kirche am 1. November morgendliche Messfeiern zu Ehren aller christlichen Heiligen und Märtyrer ab. Im Mittelpunkt steht jedoch die Auseinandersetzung mit dem Tod naher Angehörigen. Man geht auf den Friedhof, schmückt die Gräber, ein Zeichen der Liebe und Wertschätzung der Verstorbenen gegenüber. Man betet für die Verstorbenen und entzündet eine Kerze an, die man
Seelenlicht nennt. Sie symbolisiert das ewige Leben nach dem Tod.
Ich kann mich noch ganz genau an die Feierlichkeiten zu Allerheiligen in meinem Heimatdorf, Triebswetter erinnern, als wir Kinder mit den Eltern, die mit Chrysanthemen schön geschmückten Gräber unserer Verstorbenen besuchten und Kerzen anzündeten. Manchmal war es sehr kalt, aber unglaublich schön. Wie ein Lichtermeer sehe ich heute noch vor meinen Augen den hell erleuchteten Friedhof vor mir. Später, als Jugendlicher, beeindruckten mich zu Allerheiligen die erleuchteten katholischen Friedhöfe, welche bei der Bahnfahrt nach Temeswar überall auf der Strecke zu sehen waren.
Zwischen damals und heute liegen viele Jahrzehnte zurück. Im Laufe der Zeit hat sich alles gewandelt. In den Dörfern im Banat bleiben heute zu Allerheiligen viele Gräber dunkel. Es ist niemand mehr da, der eine Kerze anzündet. In vielen Banater Dörfern leben keine Banater Schwaben mehr. Die wenig dort verbliebenen Landsleute schaffen es nicht mehr, die Friedhöfe wie früher zu pflegen. Diese Tatsache trug dazu bei, dass aktuell viele Heimatsortsgemeinschaften sich als Ziel gesetzt haben, mit Hilfe der hier lebenden Landsleute, sich für die Pflege und Instandhaltung der katholischen Friedhöfe in der alten Heimat einzusetzen. Durch die Pflege der Friedhöfe und der Gräber soll weiterhin das Gedächtnis der Toten geehrt werden. Das ist nicht immer leicht, aber es gelingt vielen.
Bei meinen letzten Reisen im Banat bin ich durch zahlreiche Ortschaften gefahren, einige davon habe ich besucht. Darunter war auch Billed. Meines Erachtens, kann sich Billed auch heute als eine gutsituierte Gemeinde sehen lassen. Dies zeugt auch von einer konstruktiven Zusammenarbeit der Landsmannschaft mit der Gemeindeverwaltung und ein gutes Verhältnis zu der dort lebenden Bevölkerung.
Es ist beeindruckend, wie im Laufe der Jahre die Feier zu Allerheiligen, hier an diesem würdigen Ort zur Tradition geworden ist. Ich war erfreut und gleichzeitig geehrt, als Werner Gilde mich angesprochen hat, die diesjährige Begrüßungsrede zu dieser Feier abzuhalten. In diesem Sinne lasst uns heute zusammen an alle Verstorbenen in der alten und neuen Heimat gedenken. Wir wollen der Opfer von Gewalt und Krieg, Kinder, Frauen und Männer aller Völker, den Soldaten, die in den Weltkriegen starben und den Menschen, die durch Kriegshandlungen oder danach in Gefangenschaft, als Vertriebene oder Flüchtlinge ihr Leben verloren haben gedenken.
Wir wollen mit den Müttern und mit allen, die Leid um ihre Toten tragen, trauern. Wir denken auch an jene, die ums Leben kamen, weil sie Widerstand gegen Gewaltherrschaft geleistet haben, und derer, die den Tod fanden, weil sie an ihrer Überzeugung oder an ihrem Glauben festhielten.
Unser Leben als Christen steht aber im Zeichen der Hoffnung auf ein ewiges Leben. Deswegen soll der Tod nur die Grenze des irdischen Lebens sein. Die Toten alle sind - nicht gestorben – nur voran gegangen.“
Ich wünsche nun allen Anwesenden ein besinnliches Allerheiligen und Allerseelen. Kommen Sie weiterhin gut durch die Zeit.
Allerheiligen in Karlsruhe: „Wir gedenken unserer Toten!“ 2022 von Irmgard Triess
Die Totengedenkfeier fand am 01.November um 14. 00 Uhr im Karlsruher Hauptfriedhof, am Billeder Gedenkstein statt. Die anwesenden Landsleute wurden mit dem Glockengeläut aus dem Banat begrüßt. Es war ein tiefgehendes, emotionales Gefühl, das noch mit dem 1. Lied des Banater Chores: „Wohin soll ich mich wenden“ von Franz Schubert unterstrichen wurde.
Werner Gilde, Vorsitzender der Heimatgemeinschaft Billed, eröffnete die Gedenkfeier und übergab das Wort Werner Wolf, von der HOG Triebswetter, der die Ansprache hielt.
In seiner Rede erwähnte er die Bedeutung dieses katholischen Feiertages. Er geht zurück bis ins vierte Jahrhundert, als man die heiligen Märtyrer ehrte. In späteren Jahren wurde Allerheiligen und Allerseelen zusammen gelegt und seither feiern die Menschen diesen Tag, indem sie die Gräber ihrer Toten besuchen und mit Blumen und Kerzen schmücken. Der Redner erinnert sich an die mit Chrysanthemen geschmückten und mit Kerzen beleuchteten Gräber in der alten Heimat, was ihn als Jugendlichen schon beeindruckte und bis heute in Erinnerung blieb.
Er wünscht den Anwesenden einen besinnlichen Feiertag und endet seine Rede mit den Worten: „Die Toten sind nicht gestorben, sondern nur vorangegangen.“
Anschließend trug Gerlinde Gilde das Gedicht „Monat des Gedenkens“ von Julius Schuster vor.
Dem Inhalt des Gedichtes entnehmen wir, dass alles auf Erden ein natürliches Wandeln ist: die Toten, die fallenden Blätter, die nebligen Schauer. Wir gedenken der Lieben mit brennenden Herzen und frommen Gebeten. Der Dichter gibt uns Hoffnung und Trost, dass das Leben weiter geht und nach Frost und Kälte immer ein Frühling folgt.
Der Chor der Banater Schwaben Karlsruhe unter der Leitung des Dirigenten Ortwin Meinhardt sang das Lied: „Näher mein Gott zu dir“, was Werner Tobias als Anlass nahm, die verstorbenen Billeder Landsleute des vergangenen Jahres vorzulesen.
Es folgt das Lied: „ Ich bete an die Macht der Liebe“, Satz Manfred Bühler.
Elisabeth Luckhaub trat zum Mikrophon und sprach ein Gebet, das alle Menschen in ihrer Trauer mitnahm.
„Wir beten für unsere verstorbenen Angehörigen, mit denen wir in Dankbarkeit verbunden bleiben. Wir beten für unsere verstorbenen Bischöfe, Priester und alle, die im Dienste der Kirche standen. Wir beten für die Gefallenen, die Vermissten und die vielen, die bei Luftangriffen ums Leben gekommen sind. Sie erwähnte die Toten, die in Russland und im Baragan verschleppt wurden und ums Leben kamen. Auch an die Lebenden richtet sich das Gebet, die sich um die Instandhaltung der Friedhöfe im Banat und die Pflege der Gräber und Denkmäler in der neuen Heimat einsetzen.
Das Gebet endet mit dem „Vater unser“, und dem Segen durch das geweihte Wasser, das das vergossene Blut Jesus Christi symbolisiert.
Mit dem Lied: „Glocken der Heimat“, Satz Helmut Meinhardt, endet die Andacht.
Werner Gilde bedankt sich bei allen, die mitgewirkt haben und wünscht allen eine gute Zeit und Gesundheit.
Irmgard Triess
Statistik der Gräber auf den Billeder Friedhöfen
(Stand: Erfassung im Jahr 2004)
Weitere Beiträge dieses Autors
Beiträge nach Kategorien
Beiträge nach Schlagwörtern
Beiträge - zuletzt aufgerufen
- 250. Jahrfeier in Billed - Bildbericht vor 2 Sekunden
- Ein Stück Heimat: Der Katalog der Ingolstädter Jäger-Ausstellung vor 5 Sekunden
- Broschüre über die Russlanddeportation vor 20 Sekunden
- Heimatblatt 2015 Vorschau vor 27 Sekunden
- Gegenstände in der Heimatausstellung vor 50 Sekunden
- Das musikalische Geschehen in Billed vor 1 Minute
- Gruß aus der Heimat - die CD 2 unserer Blaskapelle vor 1 Minute
Beiträge - Top 6 Monate
- Helferfest in Frankenthal (Zugriffe 1152)
- Die Familie Lenhardt zu Besuch im Heimathaus (Zugriffe 1059)
- Der Kreisverband Karlsruhe feiert Sommerfest (Zugriffe 1036)
- Das Banat – immer noch ein Dorf (Zugriffe 990)
- Erneut in Gai im Mai - Filmanalyse von Astrid Ziegler (Zugriffe 858)
- Videos von der Billeder Kirchweih 2024 (Zugriffe 448)