240-Jahr-Feier seit der Gründung der Gemeinde

Zu seinem 240. Jubiläum (19.-21. August 2005) hat man in Billed Vorbereitungen getroffen, um seine zahlreichen Gäste aus dem In- und Ausland gebührend zu empfangen. Etwa 180 ausgewanderte Billeder wurden gezählt, davon sind 39 per Bus (18 Stunden unterwegs) angereist, die restlichen Alt-Billeder mit eigenen Wagen, und waren erstmal von den überdimensionalen Strohpuppen überrascht, die sie vor dem frisch renovierten, innen und außen super aussehenden Kulturheim begrüßten, wo es übrigens auch die alten Plumpklos nicht mehr gibt.
Auch der Zufahrtsweg bis zur Kirche ist erneuert, nicht aber fristgemäß der Kirchensockel, der sie gewiss schöner noch hätte erscheinen lassen!
Viele Gäste bestaunten das gepflegte Aussehen des Forumsitzes mit seiner kleinen volkskundlichen Ausstellung, die beiden Friedhöfe, doch vor allem die äußerst gelungene Renovierung der Friedhofskapelle und erfuhren, dass dahinter die organisierende Hand von Adam und Roswitha Csonti erkennbar ist, die volle Anerkennung unsererseits verdienen.

Freitagnachmittag war der Himmel wolkenverhangen, gewitterverdächtig und für die meisten bereits angereisten Gäste schien der Regen eine sichere Komponente des nachmittäglichen Friedhofsprogramms.
Wessen Gebete oder Wünsche erhört wurden, ist nicht festzumachen, Pfarrer B. Dumea schreibt es seiner Fürbitte zu, wichtig und erfreulich war, dass während der Veranstaltung schönstes Sommerwetter herrschte.
Die heimatlichen Glockentöne ergriffen die Gemüter ebenso wie die Blasmusik der angereisten Musiker unter der Leitung von Jakob Groß, altbekannte Töne, die weit über den Friedhof hinaus zu hören waren.
Die Ansprache von Werner Gilde, dem Vorsitzenden der HOG Billed, war Lob, Dank und Rückblick auf die einschneidendsten Ereignisse und Daten im Leben der Billeder Gemeinschaft seit 1765, dem Gründungsjahr derselben.
Er erinnerte dabei an schwere und schwerste Zeiten, an Katastrophen und Erfreuliches, an das Auf und Ab im Verlaufe unserer 240-jährigen Geschichte.
Die vom Kirchenchor gesungenen Lieder erfüllten auch diesmal die Herzen der Anwesenden sowohl mit Wehmut als auch mit heimatlicher Geborgenheit.
Eine passende Ergänzung zu Ansprache, Chorlieder und Blasmusik waren die von Gerlinde Gilde und Elisabeth Martini vorgetragenen Verse - insgesamt war es ein harmonisches Ganzes als Ausdruck tiefer Heimatverbundenheit und Totenehrung, was durch die Gebete des Pfarrers B. Dumea noch ergreifender, spiritueller wurde.
Bei adäquater Blasmusik und stillem Gebet der Anwesenden erfolgte die Kranzniederlegung vor dem Friedhofskreuz durch Josef Herbst.

Auf dem Neugässer Friedhof hatten sich inzwischen viel mehr Personen eingefunden, Katholiken und Nicht-Katholiken, gespannt auf das lange schon vorbereitete Ereignis: Die Neu-Weihe der renovierten Friedhofskapelle, die so viele Jahre vernachlässigt und erst jetzt einer General-Renovierung unterzogen wurde.
Das Ergebnis ist beachtlich, worauf wir stolz sein können und allen danken wollen, die daran beteiligt waren, vor allem Adam Csonti und dem Bürgermeister Leontin Duta, der der Feier auch beiwohnte.
Der Samstag begann für die Gäste beim Sitz des Forums mit einem gemeinsamen Mittagessen: gefülltes Kraut (Kohlwickel) mit Mamaliga (Maisbrei), was allen bestens mundete und nach Belieben mit Mineral-Wasser oder Bier hinuntergespült wurde.
Nach kurzen Besuchen oder einem Schwätzchen zwischen alten Freunden oder Bekannten, strömten dann alle zum Kulturheim, um es so, renoviert und neu möbliert, zu bestaunen, der Blechmusik zu lauschen und die Trachtenträger - in Einwanderer-, Arbeits- und Kirchweihtracht - zu begutachten.
Der Umzug erfolgte dann in die vier Hauptrichtungen jeweils bis zur ersten Querstraße, erweckte Interesse, ließ Vorbeifahrende anhalten, staunen und knipsen. Zum anschließenden ökumenischen Gebet füllte sich die katholische Kirche wie selten und vereinte diesmal die Christen der Gemeinde: Katholiken, orthodoxe Christen und Baptisten in der Gestaltung des gemeisamen Gebetes. Es schien als hätte der Papst Benedikt XVI in seinem Bestreben, alle Christen zu einen und alle Religionen einander näher zu bringen, auch Billed erreicht.
Es war eine friedlich-einsichtsvolle Stimmung, geprägt durch Gebet und Gesang, der die Kirche widerhallen ließ. Ein absolut gelungenes Experiment.

Die Ansprachen der zur Feier des Tages ins Kulturheim geladenen Gäste: der Abgeordneten Ovidiu Gant, Viorel Oancea, Cristian Busoi, des Vorsitzenden des Demokratischen Forums der Deutschen im Banat, Prof. Dr. Karl Singer u. a. unterstrichen die Tatsache, dass Billed sich in seiner 240-jährigen Geschichte in allen schweren Zeiten bewährt, sich entwickelt hat und diesem Trend auch weiter folgen wird, falls alle hier Lebenden guten Willens sind mitzuwirken.
Peter Krier hob hervor, dass wir Ausgewanderte nicht Billeder waren, sondern immer Billeder bleiben, egal, wo wir leben und wirken; unsere Wurzeln sind hier und werden ewig hier bleiben. Anlässlich des Jubiläums stellte Elisabeth Martini (Frick), die von Maria Sandor (Ciobanu) in rumänischer Sprache verfasste Monographie Billeds vor, wobei sie auch den Lebensweg der Autorin nachzeichnete, vor allem hervorhob, dass auch sie Vertreibung aus der Familie kannte und Deportation am eigenen Leib miterlebt hat und deshalb um Objektivität bemüht war. Ihre Hauptquellen waren die Werke unseres Landsmannes Franz Klein: „Billed. Chronik einer Heidegemeinde im Banat in Quellen und Dokumenten. 1765-1980“, „Billed. 222 Jahre Musterdorf Maria Theresias im Banat in Bildern und Dokumenten. 1765-1987“, die volkskundlichen Artikel aus dem „Billeder Heimatblatt“ sowie die Gegenwartsdaten seitens des Gemeindevorstandes.
Angeregt wurde die Aktion durch den Gemeinderat, das Demokratische Forum der Deutschen aus Billed und die HOG Billed, die auch für die Finanzierung des Projektes sorgten. Vordergründig war die Absicht der Initiatoren eine allgemeinverständliche Arbeit in rumänischer Sprache über das Werden unseres Dorfes in seinem geschichtlich-naturbedingten, sozial-demographischen, politischen Rahmen, ohne Anspruch auf wissenschaftlich-erschöpfende Darstellung.
Die Autorin selbst würde es freuen, wenn künftig das Interesse für ortsmonographische Arbeiten zunehmen würde, die die vorliegende ergänzen, untermauern oder auch widerlegen. Zivilcourage beweist die Autorin, indem sie sich bewusst vom falschen Geschichtsbild der Vergangenheit distanziert und Ereignisse aus der Sicht der direkt Betroffenen, vom Schicksal Benachteiligten darstellt, wie z.B. die Deportation der Deutschen in die Sowjetunion, die Enteignung der Deutschen und ihr verzweifelter Kampf ums Überleben, die Baraganverschleppung, die Maria Sandor als Zweijährige selbst miterlebt hat.
Es kann festgehalten werden, dass diese Ortsmonographie - übrigens in Billed bei Adam Csonti bestellbar - mit ihrem optimistischen Blau und dem Ortsemblem auf dem Umschlag alle Bereiche des Dorflebens in ihrem Werdegang veranschaulicht und demzufolge ein buntgefächertes Informationsmaterial enthält, vielleicht sogar Impulse für den dortigen Alltag, für effizienteres Nutzen der dort existierenden Ressourcen.
Als Meilenstein in der Billeder Geschichte sollte diese erste rumänische Monographie sowohl durch die Schule als auch durch andere Aktionen vertieft werden, denn nur wer auch die Vergangenheit kennt, meistert besser die Gegenwart und plant sicherer die Zukunft.
Lob und Dank gebührt Maria Sandor für ihren Mut und ihren zeitraubenden Einsatz, ebenso allen, die informationelle und finanzielle Hilfe geleistet haben wie Sorin Suporan, Leontin Duta, Gabriela Sandor, Adam Csonti u. a.
Für ihr hervorragendes Wirken im Sinne der Billeder Gemeinschaft wurden Wilhelm Weber in Abwesenheit und Sorin Suporan, Ex-Bürgermeister, zum Ehrenbürger Billeds ernannt.
Jubiläums-Plaketten wurden verliehen an Werner Gilde, den Vorsitzenden der HOG Billed, Helmut Weinschrott, Direktor der AMG-Stiftung, an die offiziellen Gäste, Sponsoren und Bürgermeister der Nachbardörfer.
Anschließend erfolgte bei einem sehr reichen und allen wohlschmeckenden Büfett die „Abschlussbesprechung“ des Tages, mit dem alle recht zufrieden sein konnten, auch wenn Hauptorganisator Adam Csonti sich über den plötzlich einsetzenden Regen ärgerte, der das wunderschön im Grünen aufgestellte Büfett in Gefahr brachte, das aber schnell nach innen verlegt wurde, wonach jeder auf seine Kosten kam. Währenddessen fand im Kulturheim ein rumänischer Folklore-Abend statt.

Während am Sonntagvormittag im Schulhof das Handball-Turnier in vollem Gange war, erfolgte die Einladung der Ehrengäste durch den Kirchweihzug und anschließend der Festgottesdienst, der auch diesmal zur Freude des Ortspfarrers die Kirche füllte. Dieser brachte in seiner Predigt Evangelium und Jubiläum in Bezug zueinander, indem er Petrus (Fels) als Grundsteinleger der Kirche mit der Grundsteinlegung des Dorfes, seiner Kirche verglich. Und in Fortsetzung der Idee von Peter Krier, dass wir immer Billeder bleiben, auch wenn wir eine zweite Heimat gefunden haben, fand er, dass hier das Fundament für uns ist, die Wurzeln. „Unser Haus ist die Kirche, wir sind nicht obdachlos“.
Die Kirche als Vermittler zwischen uns und Gott bietet Schutz gegen alles Böse; in ihr nimmt man auch Rücksicht auf den andern. Es ist Illusion zu glauben, ein guter Christ auch ohne Kirche und ihre Glaubensgemeinschaft zu sein. Nach der Segnung des Kirchweihstraußes und der gesamten Kirchengemeinde erfolgte die Kranzniederlegung am Denkmal für die Opfer der beiden Kriege und Verschleppungen vor der Kirche, während die Blaskapelle „Ich hatte einen Kameraden“ spielte.
In seiner Ansprache ging Peter Krier auf die Opfer der Billeder in schweren Zeiten ein und unterstrich die Tatsache, dass zwar alle in den verschiedensten Teilen der Welt während der Kriege und Deportationen verstorbenen Billeder auf den Gedenktafeln verewigt sind, noch mehr aber in den Herzen derer, die sie gekannt und geliebt haben. Ihr Opfer sollte für alle Zeiten reichen und nie wieder Krieg ermöglichen.
Jeder Aufmarsch der Kirchweihpaare veranlasste einen regen Zulauf auf den Gassen, Staunen und Bewunderung. Bei der Straußversteigerung, verbunden mit der Hut-Tuch-Verlosung, herrschte gute Laune, bedingt auch durch die wechselseitigen Tanzeinlagen der Billeder und Karlsruher Tanzgruppe, wobei die von Edith Barta geleitete Jugendtanzgruppe absolute Spitze war, berechtigt viel Applaus erntete.
Der von Alfred Herbst ersteigerte Strauß wurde diesmal keinem Kirchweihmädchen, sondern den Musikanten übereignet, die ihn freudig-überrascht entgegennahmen.
Die 14-köpfige Blaskapelle aus Karlsruhe-Frankenthal unter der Leitung von Jakob Groß jun.- auch der 75-jährige Alt-Kapellmeister Jakob Groß war mit von der Partie - brauchte anschließend nicht mehr lange zum Kerweihball aufzuspielen, weil die meisten der Angereisten sich für die Heimfahrt fertig machten, lieber noch mit dem und jenem ein Wort wechselten, sich verabschiedeten.
Hauptsponsor war auch diesmal der nicht in Erscheinung getretene Ex-Billeder Nikolaus Mann.




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