Ferchs unbekannte Bilder zur Russlanddeportation
Franz Ferch (1900-1981) war Maler und Grafiker der Banater Deutschen
In den Biographen über Franz Ferch wurden bisher dessen Bilder zur Deportation der Deutschen Rumäniens in die Sowjetunion weder beschrieben noch erwähnt. Erst 1995 konnten wir sein künstlerisch und historisch bedeutendes Bild „Heimkehr“ (99x79cm) oder auch „Kennscht mich net?“ in München ausstellen. Das Bild befindet sich in Privatbesitz und war bis dahin nur einigen Personen bekannt.
Im Mittelpunkt des Bildes steht das während der Russlandverschleppung der Mutter in der Obhut der Großeltern verbliebene Mädchen, das vor der unbekannten, fremden Mutter zurückweicht.
Vor kurzer Zeit ist nun eine passbildgrosse Reproduktion eines weiteren Ferchbildes zum gleichen Thema aufgetaucht. Die 120x80 cm große Malerei stellt ebenfalls das in der Obhut der Großeltern verbliebene Kind dar.
Ferch dokumentiert hier die Russlanddeportation aus der Perspektive der Zurückgebliebenen. In der unmittelbaren Nachkriegszeit sind die Großeltern selbst enteignet worden, wohnen häufig als Untermieter in ihren eigenen Häusern und bearbeiten zum Lebensunterhalt von ihnen gepachtete Felder.
„Wann kommen Vater und Mutter“ hat der Maler das Bild benannt. Das barfüßige Kind, falls es überhaupt Schuhe besaß werden die bei Feldarbeiten geschont, mit der Erwachsenen-Hacke, hört die anrollende Eisenbahn und dringt auf eine Antwort am Arm der ausgemergelten Großmutter. Die kann der häufig gestellten Frage der Heranwachsenden nicht länger beschwichtigend ausweichen, denn inzwischen ist Ungewissheit Gewissheit geworden. Ratlos in sich gekehrt stützt sie sich auf die Schubkarre, auf der Geiztriebe liegen die wohl als Viehfutter gedacht sind, während der Großvater mit seinen Arbeitspranken ins Maishacken flüchtet.
In der umgebenden Banater Landschaft sieht man am Horizont einen Zug mit Viehwaggons. In solchen sind im Januar 1945 alle Deutsche Rumäniens im Alter von 18-30 Jahren bei Frauen sowie 17-45 Jahren bei Männern, zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion deportiert worden. Erst nach 5 Jahren, viele hatten die Hoffnung bereits aufgegeben, durften die Überlebenden nach Hause.
Da die meisten Männer der entsprechenden Jahrgänge, sofern sie den Krieg überlebt hatten, sich in Kriegsgefangenschaft befanden, fehlten den Kindern beide Eltern. Bei manchen fehlte auch ein Großelternteil oder beide, sie fanden Obdach bei Verwandten oder Bekannten. Das hatte erhebliche Auswirkungen auf ihre Schulbildung, so dass viele schon als 13–14-Jährige mit zur Feldarbeit mussten. So hatte die Russlandverschleppung auch unmittelbaren Einfluß auf die Zukunft der Kinder der Deportierten.
Es ist keine allzu gewagte Annahme, dass diese beiden Bilder zu einem Zyklus gehören, zu dem noch ein drittes Bild, ein Abschiedsbild der Mutter vom Kleinkind beim Abtransport der Deportierten, gehört. Daher unsere Frage: wem ist eine Malerei von Franz Ferch zum Thema der Deportation bekannt, wer kann irgend eine Auskunft dazu geben?
Für jede Information sind wir dankbar. Bitte rufen sie 09721 31167 an oder schreiben sie an das Hilfswerk der Banater Schwaben Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! oder Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Erinnerungen von Blums Wawi als Kind einer Verschleppten - Video
Barbara Schwarzmann, geb. Heinrich, im Dorf auch Blums Wawi genannt, ist regelmäßig im Spätherbst Besucherin im Heimathaus.
Ihre Mutter, Susanna Heinrich, geb. Blum (764), obwohl alleinerziehend mit 3 kleinen Kindern, wurde 1945 in die Sowjetunion zu 5 Jahren Zwangsarbeit deportiert. Daher musste Barbara schon als Kind ihre Großmutter auf den Feldern der Kollektivwirtschaft beim Broterwerb unterstützen. 1961 ist sie als 18-Jährige, zusammen mit ihren Angehörigen, in die Bundesrepublik ausgereist.
Video ca. 25 Minuten. Aufnahme und Schnitt: Hans Rothgerber.
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